Bine´s lange Nacht der FRAUEN-Forschung beginnt… Es ist vor 20 Uhr – ich will mir noch kurz die Nachrichten ansehen – schließlich will frau ja auch wissen, was ich auf der Welt verpasst habe, während ich brav meinem beruflichen Engagement Rechnung getragen habe.
Und während gerade die Zwischenwerbung läuft, die mit dem Countdown zum Start der Zeit im Bild um 19.30 Uhr (es ist exakt 19.28 Uhr und 13 Sekunden), schweifen meine Gedanken ab, gleiten hin zu:
Wann durfte wohl die erste Frau in Österreich die wichtige Aufgabe einer Zeit im Bild Nachrichtensprecherin übernehmen?
„Mit der Zeit war vielleicht auch die Frau im Bilde“, sagte ich neckisch zu mir selbst. Aber ernsthaft: Wann durfte das weibliche Geschlecht in Österreich als seriöse Nachrichtensprecherin den Beweis antreten, dass frau fähig ist, den Sinn und die Bedeutung der als wichtig definierten Tages- und Weltereignisse, in Form von Nachrichten zu präsentieren? Ab wann war der weibliche Geist so weit gereift und im Stande, Tatsachen so zu erfassen und als journalistisches Informationsangebot einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln? … und dies auch so, dass sich auch der männliche Zuseher gut und angemessen informiert fühlen kann?
Dies war – dank meiner (vielleicht weiblich geprägten?) intuitiven Informationskompetenz schnell recherchiert:
Ursula Stenzel war mit Februar 1975 die erste weibliche Nachrichtensprecherin, die neben einem männlichen Sprecher „gleichberechtigt“ die österreichischen Haushalte mit den wissenswerten lokalen, regionalen, nationalen und weltpolitischen Vorkommnissen als Informationshappen aufbereitet fütterte. Damit prägte sie also das Wissen über die Welt in der rot-weiß-roten Bevölkerung für den Zeitraum ihrer beruflichen Tätigkeit in dieser Funktion maßgeblich mit.
Und in Zusammenhang mit der Idee langen Nacht der Frauen-Forschung stell ich mir folgende Frauen-Forschungsfrage:
In welcher Weise wirken die individuell-persönlichen Geschlechterstereotypen in Wechselwirkung mit dem wahrzunehmenden Geschlecht der Nachrichtenperson bei den Zusehenden einer Nachrichtensendung auf die Einordnung und Bewertung der dargebotenen Informationen?
Einfacher gesagt:
Ist es für eine Person, die Nachrichten schaut, wichtig welches Geschlecht der Nachrichtenmensch hat?
Welchen Einfluss hat das erkennbare Geschlecht der Nachrichten sprechenden Person auf folgende Aspekte:
– Erachtet die zusehende Person eine Nachricht als wichtig oder nebensächlich?
– Beurteilt sie eine Nachricht als wahr oder falsch?
– Kann die zusehende Person einen Zusammenhang zwischen der Nachricht und dem eigenen Leben hergestellen?
Welche Rolle spielt dabei das persönliche Geschlechterrollenbild/Geschlechterverständnis, welches die zusehende Person im Laufe ihres Lebens erworben hat?